Anda Dinu wurde 1968 in Rumänien geboren und ist dort aufgewachsen. Nach dem Abitur erfüllte sie sich ihren Traum und studierte Freie Kunst an der Kunstakademie in Bukarest.
Heute lebt sie als freischaffende Künstlerin mit ihrer Familie in Lennestadt-Saalhausen. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und verschiedene Kulturprojekte, insbesondere mit jungen Menschen, auf den Weg gebracht.
Seit 2010 leitet sie die „Die kleine Kunstakademie“ in Lennestadt und arbeitet mit Kindergärten und Jugendeinrichtungen und Schulen im Kreis Olpe zusammen mit dem Ziel, die kulturelle Bildung junger Menschen zu stärken.
Lesen Sie hier Andas persönliche Geschichte…

Finkenstrasse 11
Meine Geschichte erzählen? – Was für ein Chaos ich damit wieder aufwecke! Lebensfragmente und Gespräche, Geräusche, Gerüche, alles kommt wieder mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu, umkreist mich und stellt alles auf den Kopf. Seit mehreren Tagen träume ich von meinen alten Freunden und auch von meiner Oma.
Manchmal fühle ich mich wie in einer Zeitschleife. Aber ich weiß genau, wo ich lebe: Finkenstr.11.
Saalhausen bedeckt mit Schnee, das beruhigt mich ein bisschen. Draußen ist es weiß und hell, ein Wunderland im Sauerland, ja, das kann man momentan so sagen, momentan ist es gut!
Rumänien
Ich bin im Jahre 1968 in Rumänien geboren und wuchs als zweites und letztes Kind in einer liebevollen Familie auf. Es gab nicht nur mich, meine Schwester und meine Eltern, sondern die Geschwister meiner Eltern und ihre Kinder gehörten auch dazu. Zwar lebte jeder in einer anderen Stadt oder in einem anderen Stadtteil, doch trotzdem war da eine enge Verbindung.
Der Zusammenhalt, den meine Eltern und Großeltern gefördert haben, ist bis heute geblieben.
Sommer hieß damals bei uns, dass wir Kinder auf die Dörfer fuhren, aus denen die Wurzeln meiner Eltern stammen. Dies war natürlich sehr praktisch für meine Eltern, da sie arbeiten mussten. Doch wenn sie dann endlich mal Urlaub hatten, fuhren wir meist zusammen ans Meer und an den Wochenenden waren wir immer viel unterwegs.
Als Familie in andere Länder zu reisen, war sehr kompliziert.
Meine Eltern arbeiteten beide in einer militärischen Abteilung der sozialistischen Republik. Meine Mutter war als Oberschwester (Innere Medizin) in einem Armeekrankenhaus beschäftigt.
Mein Vater arbeitete bei der Panzerdivision an einer Armee-Schule in unserer Stadt. Er studierte an der Bundeswehrakademie in Bukarest Maschinenbau. Damals in den 50er bis 60er Jahren erhielten die Armee-Studenten einen guten monatlichen Lohn. Von dem Geld unterstützte mein Vater seine Schwestern bei ihrem Studium. Meine Großmutter Maria war alleinerziehende Mutter. Sie verlor ihren Mann, als ihre Kinder noch klein waren.
Mein Vater war ein sehr begabter Mensch. Er entwickelte vor den 70er Jahren ein Fahrsimulator für das Bundeswehr Auto M461. Interessanterweise wurde diese Erfindung in Warschau und nicht in Rumänien in den Jahren 1972 bis 1973 registriert. Im Warschau arbeitete er im Jahre 1968 noch an zwei weiteren Ideen, weil er diese in Rumänien nicht weiterentwickeln dürfte, so die Erzählung! Was er durfte und was nicht, kann ich natürlich heute nicht mehr beurteilen. Aber all diese Zertifikate und Patente gibt es heute noch in einer Schublade in Pitesti.
Eigentlich wollte mein Vater Architekt werden. Bei seiner letzten Prüfung fiel versehentlich seine Tusche auf seine Zeichnung. Das Schulsystem in Rumänien ist noch ein wenig anders. Wenn man nach dem Abitur studieren möchte, dann muss man zuerst eine bestimmte Prüfung absolvieren. Die Abiturnoten zählen weniger als diese Prüfung, doch diese ist eben entscheidend.
Die Sonne scheint
Ich war immer Papas Kind. Wir haben viel zusammen unternommen. Ich war von ihm fasziniert. Er bewegte sich immer so elegant, besaß eine wundervolle Handschrift und zauberte damit Kunstwerke nur durchs Schreiben, ich war fasziniert von seinen Bildern und von seinen Kunstbüchern, wie die Camera obscura, die im Badezimmer hing, von seinen technischen Zeichnungen, die wie Tausendfüßler aussahen…


Anda, 2023, aufgenommen in Lennestadt von Dirk Vogel
Sein Spitzname war Ballerino! Ich war natürlich entsetzt und genervt, als ich davon hörte. Ich habe gedacht, dass sie meinen Vater auslachen oder sich über ihn lustig machen.
Eines Tages wollte ich unbedingt einen Panzer anschauen!! Mich interessierte es zu wissen, wie diese großen Dinger von Innen aussahen. Wahrscheinlich wollte ich wissen, was mein Papa überhaupt machte!
Ich weiß bis heute noch, was ich damals gefühlt habe! Für paar Sekunden habe ich mich in der Dunkelheit verloren gefühlt … Er ließ mich zuerst durch die Öffnung rein und kurz danach kletterte er hinterher. In dem Moment, in dem ich in den Panzer rein hing, fühlte ich etwas. Ich war nicht mehr Ich, ich war etwas anderes umhüllt von schwarzem Wind.
Meine Quasar
Interessant ist, dass meine Tochter von klein auf auch so detaillierte Gefühle von assoziativen Lebensfragmenten hatte! Sie ist in vielen Dingen so wie ich, nur dass sie blond ist und ihr Markenzeichen sind ihre schönen blauen Augen!! Anders als ich, ich habe dunkles Haar und braune Augen. In drei Monaten wird sie 18! Sie ist das Zentrum meiner Galaxie, meine Quasar in der Finkenstraße 11 in Saalhausen.
Der Quasar aus der Physik brachte mich schon in der Schule zum ,,träumen“. Ich habe dieses Fach als ein abstraktes Manifest des kosmischen Ausdrucks der Elemente angesehen. Das bedeutete aber nicht, dass ich gute Noten hatte. Ein anderes Fach war Mathematik, eine klare Sache, wie ein Kristall. Hier hatte ich meistens gute Noten.
Damals habe ich mich an der sogenannten Volks-Kunstschule in meiner Stadt angemeldet. Neben Musik und Tanz besaß die Schule auch ein Kunstatelier. Mehrere erwachsene Personen besuchten das Atelier und nur zwei davon waren Mädchen. Dort herrschte immer eine authentische und vor allem kreative Atmosphäre. Das Atelier stand unter der Leitung eines echten Künstlers, der Bildhauerei an der Kunstakademie Bukarest studierte. Der Kunstprofessor hieß Rizeanu. Profis gab es nicht zu viele, ich hatte das Glück, dass ich von Anfang an einen getroffen habe.
In meiner Schulzeit war ich mehr in diesem Atelier als bei den Kursen im Gymnasium. Es war mir klar, dass ich weiterhin Kunst machen will. Bereits im elften Schuljahr fragte mich meine Mama, was ich mir als Ausbildung nach dem Abitur vorstellen kann. Ich hatte noch ein Jahr bis zum Abitur, also musste ich mich langsam entscheiden, welchen Stoff ich für die Vorprüfungen vertiefen musste. Ich wollte zur Kunstakademie und hier zählten praktische Prüfungen, sowie die Mappe.
Bei Mama brach Panik aus! Nur von der Kunst leben zu können, war und ist jetzt auch noch eine Herausforderung. Außerdem gab es zu der damaligen Zeit sehr wenig Plätze. Beispielsweise bei der freien Kunst in Bukarest, Malerei oder Bildhauerei, gab es sogar nur bis zu 3 freie Plätze pro Jahr.
Mehrere Leute aus dem Kunstatelier haben immer wieder versucht, die Prüfungen zu bestehen, aber sie schafften es nicht. Meine Mutter und ich bekamen das mit. Und Kunstpädagogik kommt nicht in Frage, und Schluss jetzt Mama!
Mama hatte eine spezielle Anpassungsfähigkeit, sie hatte etwas von einer alten Kräuterpflanze. Sie war ein wichtiger Pfeiler für unsere Familie und mit ihren Netzwerken hat sie vielen Menschen geholfen.
Aber wie konnte sie der Theorie mit der Kunst so eine dunkle Zukunft voraussagen? Und dieses einem 16 oder 17-jährigen Mädchen? Meine Schwester studierte schon in Bukarest Nuklearphysik.
Mathematik und Physik habe ich schließlich ihr zur Liebe ,,vertieft“, für alle Fälle. Zum Atelier bin ich aber weiter hin gegangen.
Ich weiß bis heute noch, was der Mathelehrer zu mir gesagt hat: „Mathematik üben ist keine verlorene Zeit. Du wirst das auch später in deinem Leben bemerken!“ Er war ein kleinwüchsiger Mann mit Stock, mit krummer Wirbelsäule und einem Buckel. Dieser Mann hat in mir eine bestimmte Aufmerksamkeit für die Menschen erweckt und meinen Verstand geschärft.
Letztes Jahr habe ich mehrmals an diesen Menschen gedacht!! Und ich glaube, dass ich ohne die klaren Unterschiede zwischen richtig und falsch aus der Mathematik das Jahr 2022 nicht wirklich gut überstanden hätte.
La dolce vita?
Irgendwie sah mein Mathelehrer aus wie Obi-Wan Kenobi von Star Wars! Bis in die Jahre 1982,1983 herrschte in Rumänien eine lockere Kulturpolitik als in vielen anderen Ländern des Ostblocks. Mehrere gute Filme wurden im Kino oder Fernsehen durch die Stadt-Zensur für ,,das Volk“ zugelassen. Regisseure wie Federico Fellini, Visconti, Pasolini, Akira Kurosawa, Andrzej Wajda, Milos Forman, Roman Polanski, George Lucas etc. waren uns bereits vor der Wende bekannt.
In der Schule mussten wir auch keine russische Sprache lernen. Ich hatte ab dem zweiten Schuljahr Französisch und ab der fünften Klasse hatte ich Deutsch als Fremdsprachen gehabt und meine Schwester auch. In Deutsch war ich einfach eine Katastrophe!
Auf dem Land zu leben war extrem schwer. Als kleine Kinder haben wir das nicht gemerkt, aber dafür später umso mehr. Durch die Kollektivierung der Landwirtschaft in Rumänien waren die Dörfer fast alle kaputt gegangen; meist auf dem flachen Land, da wo massiv Weizen, Mais und Sonnenblumen für Export angebaut wurden. Bis heute haben sich die Dörfer nicht erholt!
Viele Familien zogen schon Anfang der 50er Jahre in die Städte, so wie meine Großeltern. Das Haus auf dem Land verblieb dann als Ferienhaus.
Es gab auch Dörfer, die die Kollektivierung der Landwirtschaft nicht akzeptiert haben. Über die Konsequenzen, mit denen die Bauern nach dem Aufstand gegen die Agrarreform leben mussten, hörte ich später grausamer Geschichten!
Also la vita war nicht ganz dolce!
Die schönen Dörfer, die schönen Menschen aus den Dörfern wurden für eine Idee geopfert! Eine Idee die nicht funktionieren konnte.
Ich kann mich noch genau an das Jahr vor meinem Abitur (1986) erinnern. Das ist schon 36 Jahre her!! Wie die Zeit vergeht. Das Spiel mit den Zahlen muss beendet werden, bevor uns noch schwindlig wird.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich den Faden des ,,Ich-selbst“ verloren habe! Wo liegt der Sinn? Ich hab‘s: In die Berge! Verstecken spielen, ja!! – Ja, doch irgendwann habe ich die Nase voll von den engen Bergen und die konservativen ,,Kisten“, die mich einengen.
Das Abitur hatte ich dann geschafft und das Kunstatelier besuchte ich weiterhin.
In dem Jahr wurden zwei Plätze in der Kunstakademie Bukarest für Malerei freigegeben; bei der Bildhauerei auch! Zwei Plätze!! Ich war wütend, enttäuscht und hoffnungslos. Die Prüfungen waren damals an allen Universitäten zum selben Zeitraum festgesetzt. Auch das noch!
Also bin ich an die Universität für Maschinenbau aus meiner Stadt unter den letzten fünf von dreißig Plätzen gelandet. Ingenieure wurden für die Autoindustrie gebraucht. Dacia Autos wurden genau in meiner Stadt entwickelt und gebaut; in der ,,Automobile Dacia Pitesti“.
Das Atelier war weiterhin ein Tabuthema und meine Hoffnung kam wieder auf. Hoffnung, dass das Unmögliche möglich werden kann.
Im Atelier war richtig was los! Gips-Modelle, anatomische Modelle, Bücher, viele Menschen, die Kunst machen wollten; all dies war ein Stück Freiheit für mich.
Wie viele Pläne wir uns damals gemacht haben! Ich träumte damals davon, das Ischtar-Tor zu sehen.
Viele Jahre später besuchte ich mit Markus das Pergamonmuseum. Wir waren ein paar Tage in Berlin. Ich blieb auf einmal vor diesem Tor wie versteinert stehen. Ein unfassbares Gefühl: Endlich konnte ich das Ischtar-Tor sehen!
In diesem Moment habe ich gedacht, schau mal an, mein ,,Wunschzettel“ war doch irgendwo da oben erhört worden.
Gerade schneit es, als wäre morgen Weihnachten.
Ein Schwarm Kraniche fliegt vorbei, sie fliegen nach Süden!
Was für ein Durcheinander! Heute ist 8. März, und Internationale Frauentag! Da ich einer Frau bin, habe schon mehrere ,,Züge“ im Leben verpasst! Es muss Veränderung kommen!
Revolution!
Die Revolution im Dezember 1989 hat viele Änderungen bewirkt.
Ich habe 1991 das Maschinenbaustudium abgebrochen und bin mit zwei Jungen aus dem Atelier nach Bukarest gegangen.
Mama wollte das nicht, aber Papa hat mir dieses Mal den Rücken gestärkt. Bei allen Argumenten, die sie hatte, hatte ich auch Gegenargumente.
Wir haben uns bei Vorbereitungskursen in der Kunstakademie und zu privaten Kursen des Bildhauers Radau Aftenie in seinem Atelier angemeldet. Dort lebten wir auch ein Jahr lang in einer Wohngemeinschaft. Das Atelier in Pitesti war der Beginn unserer künstlerischen Entwicklung.
Wir haben es alle drei geschafft, schließlich ging ich zur Malerei und die anderen zur Bildhauerei. Von den acht Plätzen für Malerei im Jahre 1992 war einer meiner.
Die Kunstakademie in Bukarest war damals in zwei Teile aufgeteilt. Der eine Teil bestand aus ,,Freien Kunst“ mit Malerei, Bildhauerei, Grafik und Foto-Video. Der zweite Teil war ,,Dekorative Kunst“ mit Szenografie, Textil, Keramik, Mode, Design und Monumentale Kunst.
Es war ein aufschlussreiches, intensives, munteres und bewegendes Leben mit vielen Ausstellungen und noch mehr Erfahrungen.
Seine eigene Kunst zu verkaufen war schwierig. Aber ab und an bekam ich künstlerische Aufträge (Restauration, Bühnenbilder, ein- oder zweimal auch für die Wiener Oper, etc.), sowie ein paar Stipendien haben mich weitergebracht.
Arbeit mit Kindern
Mit den Kindern habe ich zuerst im 2001 an einem privaten Kindergarten in Bukarest gearbeitet. Dieser Kindergarten hatte am Nachmittag mehrere Kunstangebote, wie zum Beispiel Ballett, Klavier, Gitarre und bildende Kunst. Das war der Anfang der Kleinen Kunstakademie.
Ich weiß jetzt noch, was für Fragen ich damals im Kopf hatte! Wie soll ich mit den kleinen ,,Viechern“ umgehen?
Die zeigen dir den Weg!! Die haben schon klare Botschaften, die wissen genau, warum sie was machen. Und wenn die merken, dass sie mit ihren ehrlichen ,,Visionen“ ernst genommen werden, dann ist ein guter Anfang gemacht. Ich kann mich künstlerisch einfacher einsetzen, wenn eine freundliche, familiäre Atmosphäre herrscht.
Im Sommer 2002 habe ich mit mehreren Kollegen des bildenden Kunst Verbands Bukarest an einem Kunstprojekt am Schwarzen Meer teilgenommen. Dort begegnete ich Markus, der mit Freunden in Rumänien Urlaub machte!
War’s Zufall, oder sollte es so sein?
Im Sommer 2004 fragte er mich, ob ich seine Frau sein möchte.
Am Ende des Jahres 2004 bin ich mit Markus nach Deutschland gekommen und wir haben zusammen eine Familie gegründet. Es war für mich eine große Entscheidung, aber Markus war so sympathisch und offen!!
Und ja, ich war, Willkommen” bei der Familie, Freunden, Nachbarn, etc.
Markus Familie ist ganz nett und alle haben versucht, uns aneinander anzupassen. Jeder hat seine Interessen, wir halten zusammen.
Von der freien Kunst bin ich in den Beruf als Mutter eingestiegen. Krass!!! Und krass war für mich der Anfang der Mutterzeit, Homo erectus robotadorus!! Robotadorus als Wort gibt es nicht, aber damals war ich wie ein Roboter!
Ich musste dies und das schaffen; Markus hatte Allergie, Quasar weinte! Ein Kind reichte mir!!
Wasser
Ein paar Unterschiede zwischen beiden Kulturen sind schon zu bemerken.
Zum Beispiel ,,die Sonne“ ist ,,der Sonne“ in Rumänien. Von mir aus, die Sonne kann der Sonne sein, aber ,,der Regen“ bleibt für mich auch weiblich, weil Regen ist Wasser und das Wasser muss für mich weiblich sein.
Das Trinkwasser in Saalhausen mag ich sehr, es schmeckt mir genauso gut wie bei meiner Oma im Dorf. So herrschte von Anfang an eine schöne und beruhigende Atmosphäre für mich, da ich oft Probleme mit fremdem Trinkwasser hatte.
Sogar in der Kirche in unserem Dorf Saalhausen gibt es eine sehr schöne Ikone ,,Maria mit dem Kind“, die mich an meine Kindheit erinnert. Freigeister habe ich hier auch gefunden, direkt in meiner näheren und weiteren Umgebung. Nicht so viele wie gewohnt, aber die Hoffnung ist groß.
Die Enge, die durch die Berge entsteht und die Dichte der Wälder sind gewöhnungsbedürftig, auch heute noch. Es begrenzt meine Perspektive und lässt die Sonne nicht durch. Ich mag es nicht, in diese tiefen, einsamen, manchmal ungeheuren Teile der Wälder zu gehen. Auch nicht um Pilze zu suchen.
Die Pilze sind ein interessantes Kommunikation-Organ der Wälder; ich war richtig beeindruckt von einer Reportage über die Pilze; wie diese ihre Wurzeln in den ganzen Wäldern bauen und ihre Informationen zu den Bäumen weiterleiten!
2010 begann ich wieder mit den Kindern zu arbeiten, selbstverständlich unter den Begriff ,,Die kleine Kunstakademie“. Durch mehrere Kinderaustellungen im Rathaus Lennestadt, im Kultur-Bahnhof Grevenbrück, später auch im Fachhochschule Meschede, ist die Kleine Kunstakademie immer weitergewachsen.
Im Jahre 2011 bin ich in dem Künstlerbund Südsauerland eingetreten und war bis Ende des Jahres 2022 ein Mitglied.
Meine erste Zusammenarbeit mit NRW Kultur und Schule Programm war das ,,Lollis“ Projekt in der Grundschule Saalhausen.
Unserer Tochter war im ersten Schuljahr, als die Leiterin der Grundschule gefragt hat, ob ich Interesse an diesem Programm hätte; sie hätte in der Zeitung über die kleine Kunstakademie gelesen. Die Entscheidung für das Thema ,,Lollis“ verbinde ich mit folgender Geschichte:
Die Kleine saß am Schreibtisch mit ihrem Mi und Mo Schulbuch, um die Hausaufgaben zu erledigen. Sie hatte keine Lust. Ich fragte, was sie am nächsten Tag der Lehrerin als Hausaufgabe zeigen will.
Ihre Antwort war: „Das Krieckellakrackel!“ und dann malte sie mit dem Kuli eine Spirale direkt in das Heft! Ich habe das Lesezeichen in das Schulbuch zurückgesteckt und gedacht, dass Quasar später am Tag sicher wieder Lust auf die Schule bekommen würde.
Dieses Lesezeichen hatte ich irgendwann in einem Papierladen in Bad Fredeburg gekauft, weil mir der schöne Aphorismus von Francesco Petrarca gefiel und mit meinem Lebensbewegung übereinstimmte.
„Ein ganz klein wenig Süßes, kann viel Bitteres verschwinden lassen.“
In diesem Moment wusste ich, was ich mit den Kindern in der Grundschule in Saalhausen machen will. Das war die Kernidee des Projekts ,,Lollis“.
Mit mehr als 50 Kindern der Grundschule arbeiteten wir im Schuljahr 2012-13.
Das Endprodukt waren 17 Lollis, ca. 180 cm groß, die in den Schulhof gepflanzt wurden.
Das Projekt hatte Resonanz, weckte so ein Interesse, das sich andere Personen über diese Arbeit bei mir informiert haben. Leider, nach einem Jahr wurden die Kunstwerke der Kinder durch Vandalismus zerstört.
Ich bin schon fast 20 Jahre hier!
Seit 2016 habe ich eine doppelte Staatsbürgerschaft, die rumänische und die deutsche.
Das war für mich ein Muss; weil ich nicht von meiner Familie getrennt sein wollte, falls mal irgendwann Probleme durch die Grenze entstehen und mir keiner glaubt, dass mein Quasar, so blond wie sie ist, meins ist.
Ich habe wunderschöne Momente erlebt, aber auch skurrile Erfahrungen, die, vielleicht, zum Leben dazu gehören. Ich habe tolle Menschen getroffen und auch weniger positive Zeitgenossen.
Ich ziehe weiter. Mit kleinen Schritten zog ich nach vorne, ich ziehe einfach weiter Richtung Ziel: Im ländlichen Raum Strukturen für Bildende Kunst möglich zu machen und Aufmerksamkeit zu schaffen, das Interesse der Menschen für Qualität und Professionalität in der Kunst vom Kindesalter an zu wecken. Und das hier ist keine Standardtheorie. Es ist einfach das, was ich in unserer Stadt erleben möchte. Und die Hoffnung, dass etwas sich bewegen könnte, liegt in den Kindern.
Irgendwo habe ich gelesen: „Die Gesellschaft ist grau und Du bist schön!“
Fast 20 Jahre in der Finkenstraße 11!!
Ein Raum, indem ich mich ,,wieder“ finden kann.
Liebe Grüße Anda
Einblicke in Andas Leben


















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